Beginenhaus St. Petri
Beginenhaus St. Petri
Geschichte
Im Jahr 1290 stiftete der Schmied Johann von Monstede ein Haus für die Versorgung von zwölf alleinstehenden Frauen. Das Haus lag in der Nähe des Petri-Kirchhofes und hatte seinen Eingang an der Langen Straße. Zum Beginenhaus gehörte auch eine kleine Kapelle, die dem Apostel Petrus geweiht war und in der Beginen ihre täglichen Gebete verrichteten.
Beginen lebten in einer religiösen Lebensgemeinschaft unverheirateter Frauen, mussten dazu allerdings weder einem Orden beitreten noch ein Gelübde ablegen. Das Lebensmodell der Begine bot sich vor allem für Frauen an, die ihr Leben religiösen Zielen widmen, dazu aber nicht in ein Kloster eintreten wollten, und verbreitete sich seit dem 12. Jahrhundert von Belgien und den Niederlanden aus rasch in ganz Westeuropa. Die religiöse bzw. sozial-religiöse Frauenbewegung der Beginen, die als Teil des religiösen Aufbruchs im 12. und 13. Jahrhunderts zu sehen ist, ermöglichte Frauen ein von Frömmigkeit geprägtes Leben jenseits der Versorgung durch einen Ehemann oder der lebenslangen Bindung an eine Klostergemeinschaft.
Beginen lebten in Beginenhäusern, Beginenhöfen oder Beginenkonventen und existierten als jeweilige Gemeinschaft unabhängig von kirchlichen Institutionen, wurden aber streng von ihnen beobachtet. Sie lebten ehelos und in Armut, aber mitten im städtischen Leben und nicht in strenger Klausur wie die strikt von Außenwelt abgeschlossenen Frauenklöster. Zuweilen übernahmen sie die einfache Bildung von Mädchen, meist aber widmeten sie sich karitativen Tätigkeiten wie der Krankenpflege, der Waschung und Einkleidung von Gestorbenen, hielten Totenwachen und beteten für das Seelenheil der Stifter ihrer Häuser.
Auch für den Schmied Johann von Monstede war die Sorge um sein Seelenheil Anlass für seine Stiftung. Er stellte strenge Anforderungen an den sittlich-religiösen Lebenswandel der dort lebenden Beginen, die für sein Seelenheil und das seiner Familie beten sollten. Als Gegenleistung für ihre Arbeit erhielten die Beginen von ihren Stiftern und Unterstützern freie Wohnung und Befeuerung, Geld für Licht und Öl, Lebensmittel sowie Pflege im Krankheitsfall.
Das Petri-Beginenhaus gehörte ursprünglich zum Pfarrbezirk von St. Andreas. Doch die Beginen besuchten im Mittelalter häufig den Gottesdienst in der Petrikirche, was der Pfarrherr von St. Andreas nicht akzeptieren wollte. Es entwickelte sich darüber ein langwieriger Streit zwischen den Pfarrherren der beiden Kirchen.
Im Jahr 1330 konnten sich beide schließlich darauf einigen, dass das Beginenhaus zur Pfarre St. Petri gehören und die Beginen auch dort den Gottesdienst besuchen sollten. Als „Entschädigung“ für die verloren gegangenen Gemeindemitglieder erhielt der Pfarrer zu St. Andreas einen jährlichen Zins aus Grundbesitzerträgen.
Im 13. Jahrhundert für ursprünglich 12 bedürftige Frauen gegründet, war das Petri-Beginenhaus eines der wenigen Beginenhäuser der Stadt, das die Zahl seiner Bewohnerinnen auf Dauer vergrößern konnte. So beherbergte es im 16. Jahrhundert zwischen 13 und 15 Frauen, während zwischen 1711 und 1734 sogar 16 bis 21 Bewohnerinnen gemeldet waren.
Das Beginenhaus St. Petri wurde erst infolge der Zerstörungen des 2. Weltkrieges im Jahr 1954 offiziell aufgelöst. Sein Restkapital wurde der städtischen Fürsorgeeinrichtung St. Thomae-Hof zugeführt.
Beginenhaus St. Petri
In der Nähe der Petrikirche entstand im 13. Jahrhundert das älteste Beginenhaus der Stadt Braunschweig. Die dort lebenden zwölf Frauen widmeten sich als religiöse Lebensgemeinschaft der Krankenpflege und Armenfürsorge, mussten allerdings kein Gelübde ablegen. In der zeit nach der Reformation wurden die Beginenhäusern oft zur Altersversorgung für alleinstehende Frauen.
Umgebung von St. Petri um 1400
Abbildung aus: Annette Boldt, Das Fürsorgewesen der Stadt Braunschweig. Chronik der Stiftung St. Thomae-Hof, Braunschweig 1988
Stadt Braunschweig im Mittelalter
Modell im Altstadtrathaus
Kirchtürme St. Andreas
St.Petri-Kirche um 1711